Für Yvonne Livay war es immer da.
Für mich begann es an einem Freitagabend, Februar 2011, in der Wohnung von Yvonne und Ram Livay. Dort, in Jerusalem, am feierlich gedeckten Tisch, erfuhr ich, welch bedrängende Rolle eine kleine graue Schachtel im Leben der Mutter und in ihrem, Yvonnes eigenen Leben, spielte. Daß sie, Yvonne, noch nicht gewagt hatte, die gehütete Box zu öffnen. Das aber müsse geschehen, es würde schwer werden.
Und dann gebe es noch jene andere Geschichte, die des Malers, rätselhaft und doch verbunden, fast wie ein Schlüssel, der einem entgegenkommt…
Meine Anteilnahme wurde zur Aufregung: Dies zu erzählen! Wäre das möglich? Genau dies - falls es geschieht - : das Öffnen, das Begreifen, und vor allem der Prozeß, der der Begegnung mit den Dokumenten folgen würde…und ja, auch die Beschreibung des inneren Zusammenhangs zwischen Schachtel und dem, was geschah, als der Maler ins Leben der Mutter trat! Falls sich der vermutete Zusammenhang bewahrheiten würde, natürlich. Würde er?
Ein anderes Jahr, ein anderes Land: Yvonne sitzt in einem norddeutschen Künstlerdorf und versucht, Worte zu finden. Der Sturm im Innern ist sichtlich groß. Gerade ist es durch Glück gelungen, von einem Künstler-Nachbarn erste Übersetzungen der Briefe zu bekommen - jener Briefe, die die Schachtel endlich, nach Jahrzehnten, verlassen hatten.
Wir hatten darüber geredet. Nun aber war es Tatsache und vor Augen. Nun wußte Yvonne, was geschrieben stand. Was berichtet wurde. Was die Mutter als junge Frau hatte lesen müssen. Was betäubend in ihr aller Leben getreten war.
Nie werde ich die innere Bewegung, die Yvonne in diesen Stunden erfaßt hatte, vergessen.
Im Ausdruck ihrer Bewegtheit sprach sie mehr zu mir, als wenn sie schon Worte gefunden hätte.
Aus ungeheurer innerer Anstrengung entstand das Buch: "Die Frau mit der Lotosblume". Es legt Zeugnis ab, es spiegel wider, es nimmt mit auf eine dokumentarische, menschliche, künstlerische Reise. Diese Reise können wir als Leser nachvollziehen. Auf vielen Ebenen wird uns die Botschaft erreichen: Wunden, Schmerzen, Qual -- und ein Kampf.
Ein Kampf, in dem, für Yvonne, am Ende das Leben siegt.
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