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Winde über Jerusalem

Dies ist das letzte Werk der Berlinerin und Israelin Dr. Magali Zibaso. Magali Zibaso war PEN-Mitglied und Teil der renommierten Jerusalemer Künstlergruppe LYRIS.


Und über die Hügel Jerusalems fliegen Winde, Vögel, Sehnsucht und Worte. Wir folgen dem Blick über die Hügel, hinab auf die Bedürftigkeit und das Gebrochensein allen Menschseins, folgen dem Willen zu Leben und Neuaufbruch, – nah der Schöpfung und allen Geschöpfen.

Mit einer analytischen Würdigung sowie einer Titel-Skulptur des israelischen Lyrik-Nationalpreisträgers Manfred Winkler.

Von ihm stammt auch die abgebildete Titel-Skulptur.


Autorin: Dr. Magali Zibaso 

Vorwort: Manfred Winkler


Deutschsprachige Lyrik aus Israel bei rainStein, Band 6



Rezension

Christel Michelfeit/Österreich 


Die in Berlin geborene Autorin hat in Jerusalem eine Neue Heimat gefunden und ihr bereits in ihrem ersten Gedichtband „Augen“ ein lyrisches Denkmal gesetzt. Auch der vorliegende Band ist wieder eine hommage an ihre Zufluchtstätte, in der sie ihre Ruhe gefunden hat. Sie liebt nicht nur diese einmalige, von der Geschichte geprägte Stadt, sondern auch die Menschen, die hier leben, nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Immer aber noch klingt eine tiefe Trauer aus den Versen, die Gegenwart hat die Vergangenheit noch nicht ganz überwunden, Auschwitz kann niemals vergessen werden.

Nachtzug durch Europa

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Züge rattern durch die Nacht

jeder Zug fährt durch Auschwitz

lädt ausgemergelte Gestalten auf

sie fahren

durch eine Ewigkeit

unsichtbar unter Reisenden

die jene Züge und Gestalten

aus ihrem Bewußtsein drängen.

Aber Zibaso  schreibt auch andere Gedichte, Liebesgedichte, die behutsam und sanft zwei Menschen verbinden, doch dann wieder trennen und in Schmerz zurücklassen.

Liebende

aus dem Paradies vertrieben

auf einen Stern

der an der Verzweiflung

seidenem Faden hängt,

wandern sie jenseits von Dunkel und Hell

in kristallener Kälte

fern der Zeit;

und kehren zurück in sich selbst

denn Zuflucht

ist zeitlos

in ihnen allein

Mit jedem Vers lernt der Leser Jerusalem näher kennen ,nicht nur seine Mauern und Menschen, auch die Tiere die dort leben und denen die Autorin besonders verbunden ist.

Und da blitzt auch manchmal ein Funke Humor auf:

Auf  dem Rasen

kleine und weiß

verbellt eine Hündin

den Mond-der

silbern und gleichgültig

auf seiner Bahn dahinzieht

und rührend  erzählt die Autorin weiter:

Hoch über  dem Rasen

erwacht ein Vogel

in seinem Nest

und beginnt

sein Morgenlied

warme Sonnenstrahlen

streicheln

die erschöpft  schlafende

Hündin

Die Winde, die in dem vierteiligen Gedicht über Jerusalem wehen , sind rau und zornig; schieben schwarze Wolken vor sich her und erinnern noch einmal an die düstere Geschichte. “Haß und Lüge/Folter und Mord/nehmen den Platz/der Märchenerzähler ein“—-

Aber dann keimt doch Hoffnung auf: „ Da schweigt der Wind/ruht im Laub. /Leicht beben die Wipfel/ ein Hauch.“ Diese Hoffnung kehrt auch in einem anderen Gedicht wieder, das mit den Worten schließt:“ Es könnte Friede sein“-

Magali Zibaso stößt mit ihren Gedichten oft in literarisches Neuland vor, mutig und formmäßig gerne experimentierend erreicht sie damit einen dichten Gesamteindruck. Das hohe Niveau ihrer Sprache , die angesprochenen Themen rechtfertigen ihren Ruf, eine der angesehensten Schriftstellerinnen von Israel zu sein.

Christine Michelfeit,

Innsbruck, Österreich

Erscheinungsjahr:

2011

ISBN:

978-3-940634-15-3

Preis:

12,90 €

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