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Reformation

Autorenbild: Dörthe KählerDörthe Kähler

Aktualisiert: 11. Nov. 2024



Reformation: Palmen mit Gebetsraum, Israel
Foto: Dörthe Kähler

Manchmal läßt sich, was wir sehen und erleben, nicht leicht in Worte fassen. Erinnerungen zerrinnen, weil ihnen keine Worte gegeben wurden. Gefühle werden nicht verstanden, weil sie wortlos geblieben waren.


Es ist wichtig, die Worte zu finden. Es ist ein Glück, die richtigen zu entdecken, sie zur Sprache zu bringen!

Zur Sprache bringen - das ist wie 'zur Welt bringen'.


Festhalten, was ist. Nachvollziehen, was gefühlt wurde. Begreifen, was geschieht. 

Worte haben Kraft. Sie inszenieren sich in unserer Seele. Sie leben in Konturen, Farben, Strömen, Klängen, Distanzen, Untergründen und Horizonten.


Sprache. 

Martin Luther hat mit ungeheurer Kraft und Begabung vor fünfhundert Jahren unsere deutsche Sprache zur Welt gebracht. Er schuf uns einen einheitlichen Klang- und Bedeutungsraum, der seitdem alles Denken und Sprechen hierzulande fundiert.


Es ist eine Sprache, mit der Luther seine Botschaften senden konnte und (hervorragend) verstanden wurde. Aber der Fundus, auf den sich der Kraftakt bezog und aus dem sich die Sprachbilder speisten: es war die hebräische Bibel. (Auch die griechische.) Der "Urtext"!


Unsere Sprache trägt einen ursprünglichen, direkten Bezug zum Judentum in sich.


Insofern verbindet der heute begangene "Reformationstag" all die Bücher unserer deutschsprachigen jüdischen Autoren. Das zählt. Es zählt, obwohl wir sehr wohl wissen, welch grenzenlos überzeugter Judenhasser der große Luther dann noch wurde. 


Die deutsche Sprache ist kostbar. Um so kostbarer, wenn, nach all dem Schrecken, Juden weiter in dieser - ihrer, unserer - Sprache zu uns sprechen.

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