In Ausgabe 1/23 der "Spiegelungen" (Zeitschrift für deutsche Geschichte und Kultur Südosteuropas, Ludwig-Maximilian-Universität München), S. 236-238, erschien dieser Tage eine dreiseitige, intensive Rezension des Berliner Publizisten Markus Bauer zu "Die Frau mit der Lotosblume" von Yvonne Livay (rainStein Verlag 2020).
Markus Bauer schreibt u.a. : "Der historische Zeitstrahl kann nicht objektiv sein. Die lineare Entwicklung der Zeit in eine...unbekannte Zukunft aus einer als 'vergangen' betrachteten Vergangenheit ist eine grundlegende Fiktion... Seit dem Zweiten Weltkrieg und der Shoa sind über 80 Jahre vergangen... das neue Jahrtausend hat begonnen... Aber diese nicht zu leugnenden Abläufe in der Zeit hegen Geschichte nicht ein, objektivieren nicht die tiefen Gräben zwischen oft nur wenige Jahre oder gar Monate auseinanderliegenden Ereignissen, zwischen den räumlichen Disparitäten, zwischen ideologischen Bewertungen und Perspektiven, zwischen Generationen und Kulturen. Von daher rückt die Shoa auf dem Zeitstrahl objektiv weiter zurück, aber je mehr darüber an Wissen gewonnen werden kann, desto mehr wird die beunruhigende Gegenwart der Erinnerung selbst zum Gegenstand der Reflexion. ... So kann aus der unmittelbaren heutigen Gegenwart ein Buch eine neue Perspektive eröffnen, die das Grausame eines Geschehens in neues, bisher unbekanntes Licht taucht. Dies trifft auf Yvonne Livays Die Frau mit der Lotosblume in vielfacher Weise zu. ..."
Comments