In der vergangenen Nacht vollzog ein orchestrierter Mob sein Pogrom inklusive Selektion an Juden, unter den Augen der Polizei. Es war in Amsterdam, es hätte in Deutschland sein können.
Wir sehen, wie Judenhaß ist, damals wie heute. Wir sehen, daß er hier ist, viel Platz hat. Nahezu ungehindert stürzen sich Judenhasser auf alles, was jüdisch ist oder auch nur jüdisch sein könnte.
Der achte und neunte November begründen unsere rainStein-Arbeit: wir wollen Erinnerung festhalten, wollen sie gestalten, zu Gehör bringen… Wir transportieren die Berichte der Zeitzeugen. Unsere Bücher und Filme tragen die Geschichten und Botschaften derer, die die dreißiger wie vierziger Jahre, Verfolgung, Mord und Krieg erlebten, überlebten.
Auch jene Stimmen, die vierzig Jahre DDR-Diktatur und das Wunder des Mauerfalls bezeugen, geben wir weiter.
Wir durften fragen, hervorholen, aufnehmen, filmen, aufschreiben, drucken…
Doch jetzt geht es plötzlich um das Leben der Juden mitten unter uns. Um Existenz und Leben derer, die wieder (!!) Opfer des alten, alles verzerrenden, vernichtenden Hasses sind.
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Jüdisches deutsches Schicksal, Februar 1943, mitten in Berlin: Rhea Schönborn (Berlin-Tempelhof) wurde als Kleinkind durch Berliner (Berlin-Johannesthal) vor dem sicheren Tod gerettet. Ihre Cousins (Berlin-Charlottenburg) waren bereits von Deutschen ermordet worden. Ruth und Rhea Schönborn, Das Kind im Park, rainStein 2020
Ja, wir dürfen nicht vergessen!